Out of the Box gedacht - Diversity und der Fortschritt der letzten Jahre

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Diversity und die Fortschritte der letzten Jahre – Out of the box gedacht

Das Thema Diversity liegt mir sehr am Herzen, weil es ein positives bzw. humanistisches Weltbild abbildet. Diversity wird definiert als ein bewusster Umgang mit Vielfalt in der Gesellschaft und in Unternehmen. Nach meinem Gefühl nimmt dieses Thema trotz der vielfachen Forderung nach Diversity nicht die Dynamik an, die es aus meiner Sicht bräuchte. Daher frage ich mich seit geraumer Zeit, woran das liegen könnte. Die Fakten und damit die positiven Effekte von Diversity für Unternehmen, die Gesellschaft und jede:n Einzelne:n von uns liegen auf dem Tisch.

Um die vielen aktuellen Krisen bewältigen zu können, bräuchte es eine starke Gemeinschaft, geistige Beweglichkeit, Innovationskraft und Kreativität. Alles Eigenschaften, die man Diversity zuschreibt und die in einem monokulturellen Umfeld nicht entstehen können.

Getreu meinem Lieblingszitat von Paul Watzlawick „Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas anderes haben willst, musst Du etwas anderes tun! Und wenn das, was Du tust, Dich nicht weiterbringt, dann tu etwas völlig anderes, statt mehr vom gleichen Falschen!“ frage ich mich, ob wir in der Art der Herangehensweise, der Kommunikation oder anderer Hebel etwas ändern sollten, um in größeren Schritten voranzukommen.

Aus meiner Erfahrung sind es eine Reihe von Gründen, die dazu führen, dass Diversity scheitert bzw. nur in kleinen Schritten vorankommt. Diese sind Organisationsentwicklungsthemen, systemische Muster, kulturelle Themen, fehlende Soft Skills und viele andere Gründe mehr.

Ich möchte mich daher diesem Thema aus einer anderen Richtung annähern und ein paar Gedanken teilen. Basierend auf meinen Wahrnehmungen, Beobachtungen sowie unzähligen Gesprächen und Diskussionen mit unterschiedlichsten Menschen – auch denen, die schon allein bei dem Wort „Diversity“ sehr emotional reagieren und denen, die sich außerhalb der Diversity Bubble befinden – stelle ich mir folgende Fragen:

  • Erreichen wir durch unsere Kommunikation nur die, die ohnehin offen für Diversity sind oder auch diejenigen, von denen wir uns wünschten, sie würden sich für das Thema öffnen?
  • Wird klar, dass es bei Diversity um in unserem Grundgesetz verankerte Rechte und Pflichten geht?
  • Machen wir deutlich, dass Diversity einen enormen Nutzen für alle Bereiche in Unternehmen, Gesellschaft und Politik hat? Wird verständlich, dass Diversity nicht nur als „nice to have“, sondern als fundamentaler Bestandteil unserer Unternehmen, Gesellschaft und Politik verstanden werden sollte? Gibt es ein Verständnis dafür, dass Diversity Voraussetzung für moderne und zukunftsfähige Gesellschaften und Unternehmen ist? Erschließt sich, dass gelebte Diversity nicht nur nach außen strahlt, sondern vor allem auch nach innen wirkt?
  • Ist klar, dass sich der große Nutzen von Diversity nur dann entfalten kann, wenn eine Strategie vorhanden ist?
  • Zeigen wir auf, dass Diversity, also das Einbinden vieler verschiedener Perspektiven und Stimmen, die Lösung für die vielen Krisen ist, weil Diversity ein unkonventionelles Vorgehen und kreative Ideen ermöglicht? Wird verstanden, dass Diversity Innovationstreiber sein könnte?
  • Stellen wir heraus, dass Diversity die Lösung für den Fachkräftemangel sein kann?
  • Könnte es sein, dass Menschen außerhalb der Diversity Bubble (zu der ich mich selbst zähle), sich vom gleichzeitigen Werben verschiedener Diversity Dimensionen um mehr Aufmerksamkeit überfordert fühlen, weil sie sich gleichzeitig mit verschiedenen Diversity Dimensionen auseinandersetzen sollen? „Was soll ich denn noch alles im Blick haben?“
    Wäre es möglich, dass nach außen sogar das Gefühl einer Konkurrenz der Diversity Dimensionen untereinander entsteht?
  • Ist klar, dass Diversity nicht nur jenem Personenkreis überlassen werden kann, der unter Benachteiligung jedweder Art zu leiden hat, sondern dass es Unterstützer:innen innerhalb der gesamten Gesellschaft benötigt (auch außerhalb der Diversity Bubble)?
  • Wird verstanden, dass eine gelingende Strategie gleichermaßen alle Diversity Dimensionen in den Blick nehmen soll?
  • Wäre es möglich, dass sobald eine Diversity Dimension in den Vordergrund rückt, so etwas wie Sozialneid bei anderen entsteht?
  • Könnte nicht die Fokussierung auf Unterschiede in den Diversity Dimensionen dazu führen, dass ein Gefühl von „wir“ und die „anderen“ entsteht?
  • Besteht nicht die Gefahr, dass wenn man nur einzelne Diversity Dimensionen betrachtet, marginalisierte Gruppen und damit der Eindruck einer homogenen Gruppe entsteht?
  • Wäre es im Hinblick auf ein gemeinsames Leben und Arbeiten sinnvoller, nicht nur die unterschiedlichen Diversity Dimensionen zu betonen, sondern auch dafür zu sensibilisieren, was uns verbindet, das Zugehörigkeitsgefühl zu fördern und so die Gemeinschaft zu stärken?
  • Wird deutlich, dass Diversity mehr ist als Unterschiede in Geschlecht und Kultur und jeder Mensch verschiedene Dimensionen in sich vereint und damit einzigartig ist? Würde das nicht die Akzeptanz dafür schaffen, anzuerkennen, dass nicht alle gleich sind?
  • Wagen wir einen Perspektivenwechsel und sind wir sensibilisiert für Gegenwehr? Berücksichtigen wir also, dass Menschen, wenn sie das Gefühl haben, in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden, eine ins Gegenextrem tendierende Haltung einnehmen könnten?
  • Könnte es nicht auch sein, dass bei manchen Menschen eine starke Unsicherheitsvermeidung dazu führt, dass sie sich gegen Veränderungen also (mehr) Diversity wehren?
  • Wird verständlich, dass für gelebte Diversity die Soft Skills aller enorm wichtig und der Schlüssel zum Erfolg sind?


Die große Frage wird sein, was wir alle anders machen können, um noch mehr Menschen für das Thema Diversity und den sensiblen Umgang mit den unterschiedlichen Diversity Dimensionen gewinnen zu können. Denn wenn wir weiterhin das tun, was wir immer schon getan haben, werden wir immer wieder das bekommen, was wir immer schon bekommen haben und wahrscheinlich das Thema Diversity weiterhin nur in kleinen Schritten nach vorne bringen.

Das könnte auf Dauer unserer Gesellschaft und unseren Unternehmen schaden, denn nur die Gesellschaften und Unternehmen, in denen Diversität Teil der DNA geworden ist, werden die Herausforderungen, vor denen sie stehen, meistern können. Ob in Unternehmen oder Gesellschaft – gelebte Diversität beginnt mit jeder/jedem von uns. Für weniger Vorurteile. Für mehr Wertschätzung. Für ein starkes WIR.